Di 15. Oktober 2019, 18:00
Prager Literaturhaus | Ječná 11, Praha 2
Weiblichkeitskonzepte und Frauenfiguren im Kontext des ‚Prager Kreises’
Vortrag von Anna-Dorothea Ludewig (Regensburg/Potsdam)
Im Prager Kulturzionismus lässt sich ein besonderes Interesse an der Auseinandersetzung mit „der jüdisch-zionistischen Frau“ erkennen, deren Körper zur Projektionsfläche von Themen wie Erotik, Sexualität und Nationalität wird – geführt wurde dieser Diskurs freilich ausschließlich von Männern wie bspw. Max Brod und Oskar Baum.
Insbesondere Max Brod (1884–1968) befasste sich vielfach mit dem Themenkomplex „Jüdinnen“. Als junger Mann hörte er in Prag Martin Bubers „Drei Reden über das Judentum“ (1909/10), die großen Einfluss auf ihn ausübten und ihn für den Zionismus begeisterten. Damit gehört Brod zu den einflussreichsten deutschsprachigen Schriftstellern, die (auch) als zionistische Autoren in Erscheinung traten. Brod ist indes nicht als
Einzelschriftsteller, sondern eben als entscheidender Teil des so genannten Prager Kreises zu verstehen, dessen Motor und Konstrukteur er war und der überhaupt erst durch das von ihm verfasste gleichnamige Buch (1966) als Institution wahrgenommen wurde.
Im Rahmen dieses Vortrags werden verschiedene Texte aus diesem Kontext (nicht nur von Max Brod) vorgestellt, denen Imaginationen jüdisch-zionistischer Weiblichkeit zugrunde liegen. Die Verknüpfung solcher ‚Reflexionen’ mit (männlichen) Wunschvorstellungen von Erotik und Sexualität ist ein zentraler Aspekt, der dabei näher betrachtet werden soll.
E.M.Lilien: ohne Titel (1902)
Anna-Dorothea Ludewig (Dr. phil.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) an der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien und am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Gemeinsam mit Steffen Höhne und Julius H. Schoeps publizierte sie u.a. den Band Max Brod (1884-1968). Die Erfindung des Prager Kreises (2016).